Was ist eine Steirische Harmonika?

Die "Steirische" ist ein diatonisches, wechseltöniges Akkordeon, wobei die Knöpfe in drei bis fünf Reihen angeordnet sind und jede Reihe in einer bestimmten Tonart gestimmt ist. Diatonisch bedeutet, dass in jeder Reihe nur die Töne für eine Tonart vorhanden sind. Wechseltönig bedeutet, dass auf Zug und Druck mit der gleichen Taste verschiedene Töne erklingen.

Es gibt mehrere Bauarten des diatonischen Akkordeons, wie etwa das in Deutschland weit verbreitete Klubmodell mit zwei Tonarten in zweieinhalb Reihen, aber auch in England, Frankreich, der Schweiz, Italien und anderen Ländern gibt es regionale Bauarten, häufig nur mit zwei Reihen.

Bei der "Steirischen" erklingen auf Druck ausschließlich die Dreiklangstöne der jeweiligen Tonart, auf Zug im Prinzip mit geringen Ausnahmen die Töne des Dominantseptakkordes. Einige Halbtöne (chromatische, tonartfremde Töne) sind in den Nebenreihen zu finden, andere chromatische Töne sind original nicht vorgesehen.

Es gibt immer mehr Harmonikas die Zusatzknöpfe, oder anstatt der tiefen, selten gebrauchten Töne zusätzliche Halbtöne, eingebaut haben. (siehe Zusatzknöpfe ja oder nein?)

Eine genauere Erklärung finden Sie unter "Grundlegende Infos".

Welches Instrument soll ich kaufen?

Eigentlich können nur Sie selbst diese Frage beantworten. Jeder muss selbst den Klang mögen, den das Instrument hervorbringt und es technisch oder mit seinen Kräften bewältigen. Es wird hier keine Empfehlung für eine bestimmte Marke oder Type gegeben, sondern nur einige Entscheidungshilfen.

Wie viele Reihen?

Für Volksmusik reicht meist die dreireihige Harmonika aus. Es gibt kein Stück in der alpenländischen Volksmusik mit mehr als drei zusammenpassenden Tonarten. Allerdings kommen in vielen Stücken tonartfremde Nebentöne vor - oft fälschlich Halbtöne genannt - die auf einer größeren Harmonika doch eher zu finden sind. Auch beim Singen ist es günstig, mehrere Tonarten zur Auswahl zu haben.

Zum Erlernen ist für Anfänger und vor allem für Kinder die dreireihige Harmonika ausreichend. Für Fortgeschrittene ist die Vierreiher sicher besser und vielseitiger verwendbar. Die Fünfreiher ist schon ziemlich schwer und vor allem für die rechte Hand schwierig zu greifen und wird daher selten verwendet.

Zusatzknöpfe ja oder nein?

Zusatzknöpfe auf der Diskantseite (Melodieseite) können fehlende chromatische Töne (Halbtöne) bringen.

Für manche schwierigen Stücke sind Zusatzknöpfe von großem Vorteil. Man kann sie mit Tönen belegen, die man sonst nicht oder nur mit Zugwechsel findet. Man sieht sie immer mehr, die zwei oder vier Knöpfe innerhalb der inneren Reihe. Sie haben sich aber noch nicht allgemein durchgesetzt. Oft werden statt dieser innenliegenden Knöpfe oder zusätzlich noch die tiefsten oder höchsten Melodieknöpfe mit selbst gewünschten, sonst fehlenden chromatischen Tönen belegt. Wenn Sie sich diese alternative Tastenbelegung aber angewöhnen, dann ermöglicht es Ihnen, einiges zu spielen, das auf der steirischen Harmonika sonst nicht möglich wäre.

Möchte man Stücke spielen, die auf der steirischen Harmonika nicht möglich wären, muss man kein eigenes Instrument dafür erfinden, mit möglichst allen chromatischen Tönen in möglichst allen Oktaven. Das kann man einfacher haben, derartige Instrumente sind nämlich schon erfunden, sie heißen Akkordeon und Knopfakkordeon, und dort sind sogar alle Tonarten und Harmonien möglich, die auf der Steirischen trotz etlicher Umbauten nie möglich sein werden - weil sie einfach nicht zum System der Steirischen passen.

Wolfram Märzendorfer schreibt dazu: "Die Eigenart des Instrumentes ist .. immer noch ihre Klangcharakteristik. Die diatonische Stimmung nur als eine lückenhafte Chromatik zu verstehen, geht am Wesen des Instrumentes vorbei. In diesem Sinn sind auch die zahlreichen Erweiterungstendenzen durch den Einbau von Extratönen nicht grundsätzlich abzulehnen, jedoch kritisch zu sehen. Sie stehen in der historischen Tradition, diatonische Instrumente auf Grund ihres begrenzten Tonvorrates als minder zu bewerten. Die kraftvolle Wirkung einer gut gestimmten Steirischen hat jedoch den Vergleich nicht zu scheuen."

Welche Tonart?

Mit welchen Instrumenten wollen Sie zusammenspielen? Danach richtet sich die Tonart. Bei Solospielern ist häufig B-Es-As vertreten, da der tiefere, sonore Klang angeblich besser klingt. Diese Tonarten sind auch gut geeignet, mit Blechbläsern zusammenzuspielen. Holzbläser bevorzugen oft Tonarten um C-F-B (Klarinette) oder G-C-F (Blockflöte), Streicher wollen häufig nur in Kreuztonarten spielen, und auch Gitarristen sind meist für Kreuztonarten dankbar.

Wollen Sie zur Harmonika singen, dann richtet sich die optimale Tonhöhe nach Ihrer Stimmlage. Der höchste Ton, der gut klingt, bestimmt die Tonart. Angeblich sind Kreuztonarten besser zum Singen geeignet, dass aber nicht die Regel sein soll.

Manche Tonartkombinationen sind in der inneren Reihe doch etwas hoch und schrill, andere sind wieder für manchen Geschmack etwas zu tief. Da hilft nur ausprobieren, etwa ob für Sie F-B-Es-As oder doch B-Es-As-Des besser klingt.

Oft wird zur Klarinette mit einer dreireihigen Harmonika C-F-B gespielt, zu Geige und zum Singen mit einer vierreihigen Harmonika A-D-G-C mit zusätzlichem Wechselbass für die äußere Reihe, beides zweichörig.

Zwei- oder Dreichörig?

Welche Ausführung, das ist Ansichtssache. Das hängt aber nicht nur vom Klang ab, sondern auch von Ihren Kräften. Harmonikaspielen ist nicht nur reine Freude, sondern auch harte Arbeit. Die dreichörige Harmonika braucht viel mehr Luft, daher viel mehr Kraft, ganz abgesehen davon, dass sie an sich schon um einiges schwerer wiegt. Wenn Sie ein starker, junger Mann sind, ist Ihnen das aber sicher egal. Und die dreichörige hat etwas runderen Klang, ist auch lauter, passt daher etwas besser zu Blasinstrumenten oder zur Tanzlmusi.

Ähnlich ist es auch mit der Leichtgängigkeit der Knöpfe. Das sollten Sie ausprobieren. Leichtgängige Tastatur verlangt weniger Kraft in den Fingern, erlaubt auch schnellere, präzisere Läufe, aber besonders Anfänger drücken dann oft irrtümlich einen Knopf, den sie gar nicht wollten.

Wie viel Schwebung, Tremolo?

Viel oder wenig Schwebung, das ist ebenfalls Ansichtssache. Jeder Harmonikaton ist schwebend gestimmt, das bedeutet, die zwei oder drei Zungen, die einen Ton bilden, sind nicht genau gleich gestimmt. Der wichtigste Bereich für Harmonikaspieler ist etwa zwischen 1,1 und 3,9 Hz. Das durchgestrichene Ohr dient dazu, das Vorspiel zu beenden.

Je mehr Schwebung, kräftigeres Tremolo, desto durchdringender und schriller wird der Ton, desto leichter durchdringt er aber auch andere Geräusche, Hintergrundlärm, setzt sich besser gegen Mitmusikanten ab. Weniger Schwebung, flaches Tremolo bringt weicheren, sanfteren, schöneren, unaufdringlicheren Klang, zu wenig erinnert an die Blockflöte, klingt nicht mehr nach Harmonika, ist auch im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten nicht mehr so leicht zu hören. Sehr kräftiges Tremolo wird oft von Solo-Tanzmusikanten bevorzugt, da die mit ihrer Harmonika ja raumfüllend musizieren müssen. Das hängt aber beim Zusammenspiel mit anderen Instrumenten auch sehr stark vom Stil der Musikgruppe ab.

Folgende grundlegende Abstufungen sind üblich:


sehr flach
flach geeignet für Zusammenspiel mit Stubenmusikinstrumenten, wie Harfe, Zither, Gitarre oder für konzertantes Solospiel
etwas flach
etwas minus
mittel geeignet für Zusammenspiel mit Geigen
etwas kräftig
kräftig geeignet für Begleitung einer Tanzlmusik
sehr kräftig geeignet für Solo-Tanzmusikanten, die sich gegen Hintergrundlärm durchsetzen müssen und  für Wirtshausspieler

Klangbeispiele für einige dieser Schwebungen finden Sie auf der Seite der Firma Öllerer unter " Klangbeispiele verschiedener Tremolos".

Billige Instrumente mancher Firmen sind häufig mit viel Schwebung gestimmt, weil dann Unregelmäßigkeiten in der Stimmung weniger auffallen und schnellere und damit billigere Arbeit möglich ist.

Was für ein Basssystem: Moll oder Übergangsbässe?

Auf der Bassseite sind Mollbässe wichtig, da in der Volksmusik doch immer wieder Mollakkorde vorkommen, als 2. Stufe oder als 6. Stufe, oder sogar als ganze Mollmelodien. Traditionell wurden in der Steiermark immer Harmonikas mit Mollbässen gebaut. Heute muss man sie beim Kauf ausdrücklich verlangen, oder nachträglich ändern lassen. Besonders in Bayern und Westösterreich werden fast nur mehr Harmonikas mit Durchgangsbässen bzw. doppelten vierten Stufen in unterschiedlichen Bauarten verwendet. Schade, weil dadurch nicht mehr die volle Breite unserer Volksmusik gespielt werden kann.

Durch Mollbässe hat man die Möglichkeit, vieles aus der alpenländischen Volksmusik harmonisch richtig zu spielen, das sonst nicht oder nur mit Krampf möglich wäre.

Möchte man Stücke spielen, die auf der steirischen Harmonika nicht möglich wären, sollte man kein eigenes Instrument dafür erfinden, mit möglichst allen 12 Basstönen in Zug und Druck. Das kann man einfacher haben, derartige Instrumente sind nämlich schon erfunden, heißen Akkordeon und Knopfakkordeon, und dort sind sogar alle Tonarten und Harmonien möglich, die auf der Steirischen trotz etlicher Umbauten nie möglich sein werden - weil sie einfach nicht zum System der Steirischen passen. Und wenn es Ihnen um die wunderschönen Helikonbässe geht - auch die kann man bereits im Akkordeon einbauen.

Luftknopf oder Lufttaste?

Das richtet sich ganz nach Ihren Gewohnheiten. Man gewöhnt sich an beides und schwört dann auf das eigene System. Die Lufttaste drückt man mit dem Daumen, das ist leicht nachvollziehbar. Den Luftknopf drückt man mit der hohlen Hand, das geht genau so leicht. Angeblich werden Lufttasten öfter gebaut.

Ist eine teurere Harmonika besser?

Wenn Sie das glauben, dann wird es schon so sein. Natürlich gibt es Qualitätsunterschiede, besseres Klangholz, haltbarere oder leichtgängigere Mechanik und so weiter. Häufig ist der Preisunterschied aber auf Äußerlichkeiten zurückzuführen: echte teure Federkielstickerei oder handgefertigte Kerbschnitzerei, oder auch auf die elitäre Marke, den berühmteren Namen der Erzeugerfirma oder den prominentesten Spieler dieses Instrumentes.

Die Harmonika ist ein Musikinstrument. Sie ist dazu da, Musik zu machen, möglichst gut klingende Musik, wie etwa eine Geige auch, oder ein Flügelhorn. Niemandem fällt es ein, einer Geige Ziernägel einzuschlagen oder Edelweiß darauf zu malen, oder gar Kerbschnitzerei, das gibt es nicht einmal beim verwandten Klaviertasten-Akkordeon. Eigentlich schade, es zeigt nur die geringe Wertschätzung, die so mancher der Harmonika entgegenbringt. Man meint, dies sei kein vollwertiges Instrument, daher muss man es äußerlich verzieren, um es aufzuwerten.

Wo bekomme ich Steirische Harmonikas her?

Neue bekommen Sie beim Musikalien-Händler in Ihrer Umgebung. Sie sollten sich allerdings vorher informieren, was Sie wollen, damit er Ihnen nicht den letzten Ladenhüter verkauft. Und nicht alle können jede Marke besorgen oder kennen sich bei Harmonikas aus.

Die nächste Möglichkeit ist beim Erzeuger direkt. Unter dem Link Harmonikahersteller sind alle bekannten oder im Internet gefundenen zusammengestellt. Dort kann man sein Instrument auch reparieren lassen.

Gebrauchte Harmonikas findet man häufig auch beim Erzeuger, da jede Werkstatt beim Kauf einer neuen Harmonika die alte zurücknimmt.

Weiters kann man es über eine Kleinanzeige beispielsweise auf www.willhaben.at versuchen.

Welche Stücke kann ich auf der Harmonika spielen?

Die Steirische gilt als Volksmusikinstrument. Puristen verlangen daher, man soll (darf!) darauf nur Volksmusik spielen. Man sollte das nicht ganz so eng sehen. Was technisch machbar ist, sollte gespielt werden, aber nur, wenn es Freude macht - und Volksmusik macht Freude. Allerdings hat diese technische Machbarkeit enge Grenzen. Es gibt nur drei oder vier vollständige Dur-Tonarten, es gibt zwar Mollbässe - wenn sie eingebaut sind - es gibt aber vollständig nur Parallele, Natürliche Molltonarten. Moll ist außerdem um einiges schwieriger zu spielen, für Harmonische und Melodische Moll sind manche Töne im Diskant überhaupt nicht vorhanden, andere nur auf Umwegen erreichbar, oder mit Zusatztönen. Und verminderte Akkorde oder ähnliches gibt es überhaupt nicht.

Da gewisse Akkorde oder Töne auf der Steirischen nicht vorhanden sind, kommt man leicht in Versuchung, zu schummeln. Da kommt es drauf an, wie wichtig ist dieser Nebenton oder dieser Akkord. Wenn Sie ein Stück gern spielen, dann spielen Sie es so, wie es Ihnen möglich ist, auch wenn Herr Schrammel es anders geschrieben hat. Wenn es dann für Sie selbst grauslich klingt, dann lassen Sie es lieber.

Wie behandelt man seine Harmonika?

Eine Knöpferlharmonika hat auf der Bassseite zusätzlich 4 Knöpfe, auf denen möchte sie stehen, wenn sie nicht gebraucht wird, vor allem auch beim Transport. Das ist gut für Stimmung und Lederventile.

Aufbewahrt sollte sie am Besten im Koffer oder Rucksack werden, in temperierten Räumen, nicht neben Heizkörpern oder in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit, vor allem nicht im Sommer im Auto.

Kälte macht der Harmonika an sich nichts aus. Gibt es aber größere Temperatur- oder Luftfeuchtigkeitsunterschiede, wechselt man vor allem beim Spiel nach draußen in die feuchtkalte Winterluft oder zurück in den geheizten Innenraum, sollte die Harmonika vor dem Spiel klimatisiert werden. Man zieht dazu mit gedrücktem Luftknopf einige Mal die Ziach auf und drückt sie wieder zu, bis man annehmen kann, dass innen und außen im Instrument das gleiche Klima, die gleiche Temperatur vorhanden ist. Macht man das nicht, könnte sich auf den Stimmzungen Kondenswasser bilden, und dieses führt zum Verstauben und zum Rosten der Metallzungen.

Nach der Rückkehr aus dem Spiel in der Winterluft sollt man versuchen die Harmonika innen zu trocknen, indem man sie wieder mit dem Luftknopf einige Mal auf- und zu zieht, bevor man sie wieder in den Koffer stellt.

Und bei wirklich feuchtkaltem Wetter, bei Regen oder starkem Nebel sollt man nicht spielen, das schadet der Harmonika.