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Bauarten

Gebaut werden Instrumente mit drei, oft vier, selten fünf, ausnahmsweise sechs Reihen, wobei jede Diskant-Reihe eine Tonart bedeutet. Im Zudruck erklingen die Dreiklangstöne der jeweiligen Tonart, (Dur-Dreiklang der Tonika,) im Aufzug erklingen die dazwischen liegenden Töne (zugehöriger Dominant-Sept-Akkord). Da der fünfte Ton der Tonleiter sowohl in der Tonika als auch in der Dominante vorkommt, ist wegen der leichteren Spielbarkeit dieser Ton in mittlerer Lage sowohl in Zug als auch in Druck eingebaut, wird also mit dem gleichen Knopf gespielt, mit Ausnahme der äußeren Reihe. Diese in der zweiten, dritten usw. Reihe je einmal vorhandene Taste wird „“ genannt. In der Melodie vorkommende Töne, die nicht in dieses Schema passen, werden in den anderen Reihen gedrückt. Durch diese Bauweise ist bei dazu passenden (alpenländischen) Melodien eine äußerst flüssige Spielweise möglich.

Instrumente mit drei Reihen wären für Volksmusik ausreichend, sind auch leichter zu erlernen. Häufiger werden heute jedoch vierreihige Instrumente erzeugt, da die Spieltechnik für viele Griffe einheitlicher ist. Durch die zusätzliche vierte Reihe kommt ein hoher Ton pro Tonart und ein Halbton pro Oktave hinzu.

Für jede Reihe im Diskant gibt es auf der Bassseite, äußere Reihe einen Bassknopf und einen Akkordknopf, ebenfalls wechseltönig. Auf Druck erklingt die Tonika, auf Zug die Dominante.

Die Bass-Tasten der inneren Reihe werden heute auf Druck meist mit sogenannten Übergangsbässen (Terzbässen) belegt, auf Zug erklingt in der inneren Bassreihe oft die vierte Stufe, die auf Druck ohnedies vorhanden ist. Nur auf Wunsch werden Mollbässe eingebaut, in der überlieferten Bauart auf Zug. Eine Wechselbasstaste für die erste Reihe fehlt. Bei neueren Modellen ist aber oft auch ein Wechselbass für die erste Reihe vorhanden. In diesem Fall ist häufig die letzte Basstaste in der zweiten Reihe als Wechselbass ausgeführt. Ein Übergangsbass (Terz) ist dann aber für die erste Reihe nicht vorhanden, an der Stelle, wo der Übergangsbass wäre, liegt die Wechselbasstaste. Ist ein zusätzlicher, sogenannter X-Bass eingebaut, so gibt es eine weitere Taste in der ersten Basstastenreihe, die mit der Wechselbasstaste der zweiten Reihe gekoppelt ist. Es fehlt aber immer noch der Übergangsbass für die erste Reihe. Erst wenn ein sogenannter H-Bass eingebaut wird, ist auch der Übergangsbass für die erste Reihe vorhanden. Die Bezeichnung H-Bass hat Florian Michlbauer aus Weyregg am Attersee eingeführt.

Das Gewicht auf der Bassseite wird nur unwesentlich höher, wenn man drei- und vierreihige Instrumente vergleicht. Der größere Teil der Gewichtserhöhung entfällt auf die Diskantseite. Die Faustformel lautet: Je höher die Qualität der Stimmplatten, desto schwerer ist das Instrument. Die Gewichtsangaben der Hersteller sind oft nicht korrekt, doch sind Instrumente desselben Modells de facto fast immer gleich schwer.

Spielweise

Aufgrund der diatonischen Bauweise ist es zumindest für den Anfänger schwierig, nach Noten zu spielen. Der Verlag Helbling ließ, um dieses Problem zu lösen, im Jahr 1916 eine Tabulatur für die zweireihige diatonische Harmonika patentieren. Max Rosenzopf, ein Musiklehrer aus Bärnbach in der Steiermark, hat dieses ältere System für die drei- und vierreihige Harmonika adaptiert, Griffschrift genannt, und hat 1975 im Verlag Preissler ein erstes Schulwerk nach diesem System herausgegeben, das bis 1996 18 Auflagen erreichte. Seither hat sich dieses Griffschriftsystem so durchgesetzt, dass sich kaum ein Harmonikaspieler überhaupt mehr vorstellen kann, nach normalen Noten zu spielen. Durch das leichtere Erlernen hat aber seither auch die Verbreitung der Steirischen Harmonika wieder stark zugenommen.

Bedingt durch die stark zunehmende Beliebtheit der Steirischen Harmonika gibt es inzwischen etliche Versionen der Griffschrift. Jede größere Musikschule hat eine eigene Lehrmethode, die sich von den anderen oft nur geringfügig unterscheidet.

Es gibt aber doch etliche Spieler und Schulen, die wie früher nach Noten oder nach Gehör spielen bzw. unterrichten.

Details zu diesen Spielweisen bzw. Lehrmethoden auf Akkordeonschule.

Technische Beschreibung

Das typische Aussehen ist wohl das Markanteste, sieht man vom typischen Helikonbassklang ab. Die Art der Basskonstruktion teilt sich die Steirische mit der tschechischen Heligonka.

Heute werden in Österreich, Deutschland, Italien und Slowenien diverse Modelle hergestellt. Hersteller in anderen Ländern einschließlich Italien kopieren die traditionellen Instrumente. In Österreich und Bayern wird in den letzten Jahrzehnten vermehrt eine Vielfalt an Modellen angeboten, unterschiedlich sind jedoch häufig nur die äußere Aufmachung und die Art der Verzierung. Holzintarsien wurden schon immer benutzt. Auch sehr frühe Wiener Modelle waren mit kunstvollen Verzierungen versehen. Zu den bekanntesten Marken gehören wohl Jamnik, Müller, Öllerer, Strasser, Novak (siehe unter Harmonikahersteller).

Verdeck und Verzierung

Traditionell wurden immer Metallverdecke und Metalldekorborten verwendet. Jeder Hersteller hat sein eigenes Muster, an dem er erkannt werden kann. In letzter Zeit werden bedingt durch die neuen technischen Möglichkeiten vermehrt Holzverdecke und Dekorbänder angeboten, die mit Laserschneidetechnik oder mit Wasserstrahlschneidetechnik maschinell vorgeschnitten sind. Gehäuseteile werden in vielen Holzarten und Lackierungen angeboten, auch gewachste Oberflächen sind bei manchen Erzeugern im Angebot. Hin und wieder werden auch farbige Zelluloidoberflächen gefertigt. Meist kommt aber eine Schleiflackoberfläche mit besonders widerstandsfähigem Lack zum Einsatz. Die Fertigung der Schleiflackbeschichtung ist sehr arbeitsintensiv, da mindestens sieben Lackschichten aufgetragen werden, wobei zwischendurch mehrfach die Oberfläche geschliffen und poliert werden muss. Man erhält aber so die beständigste und strapazierbarste Beschichtung. Gewachste Oberflächen sind zwar wesentlich einfacher zu fertigen, aber weniger beständig. Instrumente mit gewachster Oberfläche weisen meist nach einigen Jahren irreparable Gebrauchsspuren am Gehäuse auf. Kleinere Beschädigungen können durch leichtes Anfeuchten und nachträgliches Überschleifen und anschließendes Wachsen behoben werden.

Korpus

Der Korpus wird meist aus Mehrschichtholz gefertigt, das mit der gewünschten Holzoberfläche furniert wird. Es gibt auch einige Erzeuger, die für die äußeren Rahmen auf Wunsch Fichtenmassivholz verwenden (Jamnik, Schmidt, Novak, Zernig u. a.). Jamnik und Haglmo fertigen alle Modelle ausschließlich aus Massivholz (nicht nur Fichte). Novak-Gehäuse bestanden früher immer aus Fichtenholz, seit der letzten Fertigung ist dies allerdings nicht mehr der Fall. Ein Blick in das geöffnete Gehäuse kann Klarheit schaffen. Schmidt fertigt alle Modelle mit Fichtenholzrahmen. Ein Verziehen der Rahmen ist aber nicht zu befürchten, da das Holz handverlesen und gut abgelagert ist. Die Holzpfosten werden ähnlich vorgespalten wie für Dachschindeln. Dadurch erreicht man, dass die Maserung gleichmäßig und im rechten Winkel zur Oberfläche ausgerichtet ist. Für die Böden (Füllung) verwendet auch Schmidt Buchenschichtholz, Jamnik Erlenvollholz. Die Fa. Strasser hat momentan ein Modell im Programm, das Kirschevollholz für die Gehäuserahmen verwendet. Zernig baut zwei Modellreihen, eine aus Mehrschichtholz, die zweite aus Massivholz in Erle, Fichte, Birne und Nuss. Das für die Gehäuserahmen verwendete Material hat zwar einen gewissen Einfluss auf den Klang, sollte aber nicht überschätzt werden. Dem verwendeten Holz kommt nicht die gleiche Bedeutung zu wie bei Streichinstrumenten. Vorrangige Eigenschaft ist, dass das Gehäuse wenig Eigenschwingungen ausführt und den mechanischen Anforderungen gerecht wird. Mit weichen Holzarten erreicht man einen etwas weicheren Klag, auch wenn diese in Form von Mehrschichtplatten in Anwendung kommen. Furniertes fünf Millimeter starkes Mehrschichtholz ist von den mechanischen Eigenschaften sehr gut geeignet. Für den Korpus sind daher praktisch alle Materialien verwendbar. Kritischer sind die Materialien für den Stimmstock und die eingebauten Kammern im Bassteil. Mehr Masse wirkt in Richtung kräftiger, brillanter Klang. Jedes Instrument hat seinen individuellen Klangcharakter. Die Abweichungen im Klang sind gering und wurden zumindest für einige Zeit, als erste Tests veröffentlicht wurden, als unbedeutend angesehen. Heute besteht darüber unter den Harmonikabauern eine eher geteilte Meinung.

Balg

Der Balg wird bei einigen Erzeugern zumindest zum Teil selbst gefertigt oder stammt von einem Zulieferunternehmen aus Italien oder Tschechien. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Bälge kaum. Bei allen Erzeugnissen wird darauf Wert gelegt, dass die Bälge leichtgängig und extrem dicht sind. Die Unternehmen Müller, Strasser und Zernig fertigen die Bälge selbst. Zum Teil werden Arbeiten in Heimarbeit vergeben. Bälge mit abgerundeten Ecken kommen normalerweise aus Italien. Die metallischen Eckschoner sind bei Bälgen aus Österreich meist etwas gezackt, eckiger und breiter, was bei der gleichen Anzahl von Falten zu einem etwas breiteren Balg führen kann, der dafür aber flexibler ist als ein vergleichbarer Balg aus italienischer oder tschechischer Produktion. Die Eckschoner werden jedoch auch unter den verschiedene Herstellen ausgetauscht beziehungsweise gehandelt und daher kann rein an der Art der Ecken nicht garantiert werden wo der Balg gefertigt wurde. Die Eckschoner werden in der Fertigung verpresst, daher kann die Gesamtbreite des Balges auch bei gleicher Art der Eckschoner unterschiedlich breit ausfallen. Karton, Leder, Leinen, Dekor und Eckschoner ergeben nach Verklebung und Vorpressung die Gesamtbreite.

Um gleiche Ergebnisse zu erzielen, muss ein Balg mit stark abgerundeten Ecken einige Falten mehr aufweisen. Gute Bälge sind beweglich, dicht und geräuschlos. Für das Leder in den beweglichen Ecken kommt heute hauptsächlich geschärftes Schafleder zum Einsatz, früher war eher Ziegenleder in Verwendung. Ziegenleder ist zwar meist dünner, aber dafür nicht so dicht. Einen absolut dichten Balg gibt es nicht. Selbst wenn die Innenseite der Eckleder mit einer Silikon- oder Teflonbeschichtung versehen wird, ist der Balg nicht völlig dicht. Auch die Klappenabdichtungen können nur bis zu einem gewissen Grad dicht sein. Ein Instrument verliert daher immer etwas an Luft, je nach Qualität mehr oder weniger.

Diskant


Diskantmechanik

Am Anfang wurden alle Harmonikas mit offenen Holzhebeln gebaut. Seit langem haben alle Hersteller die Mechanik verbessert, auch wenn diese im Aussehen noch an die traditionelle Bauweise erinnert.

Die Hebel werden heute nicht mehr ausschließlich aus Holz gefertigt. Es wird ein faserverstärkter, farbiger Polyamidkunststoff verwendet, in dem meist Aluminiumteile eingegossen sind. Der unter dem Verdeck liegende, nicht sichtbare Teil des Hebels ist aus Aluminium. Früher bestanden diese Teile aus runden Stahldrähten, die aber insbesondere bei den längeren Hebeln zu Vibrationen beim Spielen neigten. Die Präzision ist heute auch beim Griffbrett höher, da die erforderlichen Bearbeitungsschritte mit CNC-Maschinen ausgeführt werden. Eine „Holzmechanik“ verwendet meistens zwei Griffbrettteile, die übereinander geschraubt werden. Bei vierreihigen Instrumenten trägt jeder Teil zwei Tastenreihen, deshalb werden zwei Achsen als Lagerung für die Tastenhebel verwendet. Jamnik setzt in den massiven Holzgriffstock einen Kunststoffblock ein, in dem die Tasten einzeln montiert werden, teflon- oder kugelgelagert. Haglmo hat eine Diskantmechanik entwickelt, bei der die Hebel für die vier Reihen an vier Achsen aufgefädelt sind, somit also in jeder Reihe gleich lang, was einen gleich starken Andruck auf allen Tasten ermöglicht. Im Griffbrett befindet sich unter jedem Hebel eine Feder zum Andrücken der jeweiligen Klappe. Auch wenn sich diese Art der Tastatur äußerlich bei den verschiedenen Herstellern sehr ähnelt, sind doch geringe Unterschiede zu beobachten. Die Fa. Öllerer baut die Tastenreihen etwas enger aneinander. Der Abstand der Tasten beträgt meistens 19 mm. Nur das Unternehmen Beltuna in Italien baut die Tasten etwas enger zusammen. Die Höhe der Abstufung von Reihe zu Reihe muss nicht bei allen absolut gleich sein. Sogar bei gleichen Herstellern hängt es mitunter vom jeweiligen Mechaniker ab, ob die Tasten mehr oder weniger Hub aufweisen.

Manche Hersteller bieten heute zwei Varianten von Diskantmechaniken an, andere bieten nur eine Variante. Öllerer (mit Kunststoffhebel bzw. Lagerung) und Edler (Holzhebel mit Messingbuchsenlagerung) bauen nur traditionelle Diskantmechaniken, Jamnik Holzhebel mit Kunststoff, wobei Jamnik auch eine Variante mit Kugellagern im Programm hat. Haglmo (Holzhebel mit Messingbuchsenlagerung) baut sowohl eine Holz- als auch eine klassische Aluminiummechanik, wobei die Besonderheit der Holzmechanik ein eigens patentiertes, vierachsiges System ist. Schmidt und manche anderer Hersteller bauen mehrere Varianten (abgedeckte oder offene Mechanik). Die Diskantmechanik hat auch Einfluss auf den Klang des Instrumentes, da die bei einer abgedeckten Mechanik entstehenden Hohlräume eine gewisse Filterwirkung mit sich bringen. Dieser Einfluss auf den Klang sollte jedoch nicht überbewertet werden.

Die zweite abgedeckte Variante der Diskantmechanik geht auf neuere chromatische Klaviaturen zurück, die in Italien und Deutschland gebaut wurden. In der Anordnung und Abstufung der Tasten unterscheidet sich diese abgedeckte Diskantmechanik nicht. Die Abdeckung ist meist aus Holz und abgestuft. Die Knöpfe haben wie bei der Holzmechanik Filzunterlagen, die auf die Abdeckung bei gedrückter Taste aufliegen. Die Ausnehmungen in der Abdeckung dienen auch als seitliche Führung der Tasten. Die Hebel sind komplett aus Aluminium und neigen im Knickbereich zu Einrissen, wenn bei der Verarbeitung nicht achtsam gebogen wurde. Unter den Tasten ist ein rundes, zylinderförmiges Kunststoffteil auf den Hebel aufgepresst, an das der jeweilige Knopf angeschraubt ist. Alle Hebel für vier Tastenreihen sind auf einer Achse montiert. Die Achse ist jedoch etwas dicker als bei einer traditionellen Tastatur, da sie lediglich einmal nach vier Hebeln abgestützt wird. Die Gelenke sind als Gleitlager ausgeführt. Ein auf den Aluhebel aufgenieteter Messingbügel stellt zwei Stützpunkte pro Hebel bereit. Dies bedingt sehr geringe Gleitflächen, daher ist diese Mechanik auch sehr reibungsarm. In der Werbung wird diese Art oft als „frei schwebend“ bezeichnet. Diese Aluminiumhebel können relativ einfach in die erforderliche Position gebogen werden, was in der Fertigung jedoch einen nicht unwesentlichen Arbeitsaufwand darstellt. Müller baut seit 2014 eine sehr ähnliche eigene Lagerung die ein aufgespritzes Kunststoffteil als Lager verwendet. Rihard in Slowenien verwendet stabile in die gestanzen Alubügel eingeschraubte Messinglager. Rahmen und Abdeckung der Tastatur sind nicht unmittelbar miteinander verbunden. Der Tastaturrahmen mit Daumenleiste und die Abdeckung werden mittels CNC-Maschine gefräst und wie das restliche Gehäuse weiterbearbeitet. Die am stärksten abweichende Diskantmechanik, die mit kombinierten Holz und Aluminiumbügeln aufgebaut ist baut Haglmo in seine Patentmodelle ein. Vier Achsen, für jede Tastenreihe eine eigene, die Hebel sind mit Messingbuchsen gelagert. Der Diskantboden ist gestuft und hat zusätzliche Reflexionsschirme. Dadurch erreicht er, dass die Reaktionsfreudigkeit aller Reihen einheitlich ist, bedingt aber auch eine Änderung des Diskantklanges.

Die Fa. Müller fertigt beinahe alle Teile für die Tastatur selbst und beliefert auch kleinere Harmonikabauer mit Zulieferteilen. Diskanttastaturen dieser Art werden aber auch von einigen Herstellern in Italien gefertigt. Autark kann heute kein Harmonikabauer existieren, da sich bestimmte Maschinen nur bei hohen Produktionszahlen auszahlen.

Kunststoffspritzgussteile und zum Teil auch Stanzteile werden bei Zulieferunternehmen in Auftragsproduktion vergeben. Knöpfe und Stimmplatten kommen ebenfalls von Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben. Die Diskantklappen sind heute auch meist Kunststoffspritzteile. Novak, Müller und die meisten italienischen Harmonikabauer verwenden dieselbe Art Klappen. Strasser verwendet ebenfalls ein Spritzgussteil für die Klappen; dieses sieht aber etwas anders aus, da die Fa. Strasser die Hebel mit Heißkleber an den Klappen befestigt. Die Fa. Öllerer verwendet Aluminium-Pressteile für die Klappen, die mit einem beweglichen Gummiteil auf den Aluhebel aufgeschoben werden. Aber bei der ersten Tastenreihe werden Weißblechpressteile für die Klappen verwendet, da in diesem Bereich weniger Platz für die Klappenbefestigung vorhanden ist. Bei der ersten Reihe werden die Klappen an die Hebel gelötet. Die Fa. Strasser verwendet eine eigene Tastatur, die prinzipiell so aufgebaut ist wie die Alumechanik, nur sind die Tastenhebel Kunststoffspritzgussteile, in welche die Aluminiumverlängerungen zu den Klappen eingegossen sind. Für jede Reihe ist somit ein eigenes Spritzgussteil vorhanden. Die Fa. Strasser spricht von einem Konuslagerring. Jeder Hebel hat im Bereich der Lagerung seitlich je eine konusförmige Ausformung, die einem Gegenstück als Lagerbock entspricht. Die Hebel bewegen sich somit nicht auf der Achse, sondern in den seitlichen konischen Ausformungen. Damit dies möglich wird, ist zwischen je zwei Hebeln ein Kunststoffteil als Lagerbock vorhanden, darüber hinaus muss seitlich ein Druck auf die Lager wirken. Eine Feder, die an einem Ende der Tastatur auf die Achse aufgesetzt ist, liefert den nötigen seitlichen Druck. Die Fertigung der Tastatur ist somit weniger arbeitsintensiv, es bleiben aber immer noch relativ viele handwerkliche Tätigkeiten übrig.

Präzision und Genauigkeit werden heute bei allen Varianten der Tastatur großgeschrieben. Im Einzelfall ist eine objektive Beurteilung kaum möglich, persönliche Vorlieben spielen eine große Rolle. Jeder muss selbst herausfinden, was für ihn am besten geeignet ist. Die Klappen sind generell mit Filz- und Lederabdichtungen versehen, die sich bei allen Herstellern gleichen.

Diskantregister

Register werden von Beltuna in steirische Harmonikas eingebaut. Nur Öllerer baut ein zweichöriges Modell mit Cassotto im Diskant. Die Füllung wird oft auch als Resonanzboden bezeichnet. Sie trägt relativ wenig zum Klangbild des Instrumentes bei, geringe Einflüsse sind jedoch möglich. Manche italienischen Harmonikabauer sowie Öllerer und Haglmo verwenden Aluminiumfüllungen. Alpengold und Risch verwendet Karbonböden. Vorteil der Aluminiumfüllung und Karbonfüllung ist die geringe Dicke, somit ist es leichter, die problematischen höheren Töne und manche Töne in der vierten Reihe in den Griff zu bekommen. Meist wird heute aber Mehrschichtholz mit 5 mm Dicke verwendet. Strasser verwendet ebenfalls Mehrschichtplatten, aber mit 7 mm Dicke, Jamnik massives Erlenholz mit 4 mm Stärke. Damit die kritischen Töne trotzdem einwandfrei arbeiten, ist bei manchen Tönen der Öffnungsquerschnitt erhöht.

Diskantstimmstöcke

Für die Diskantstimmstöcke werden in der Herstellung sehr unterschiedliche Verfahren verwendet. Italienische Hersteller und das Unternehmen Öllerer verwenden die Klebetechnik. Jamnik, Strasser und Müller verwenden CNC-Maschinen. Das verwendete Holz ist ebenfalls nicht bei allen Erzeugen gleich. Jamnik verwendet eine weiche (Abachi, Fichte, Rotzeder, u. a.) für den Kanzellenteil des Stimmstockes. Die italienischen Hersteller benutzen zum Teil Mahagoni. Strasser und Müller verwenden Fichtenholz für den mittleren Teil. Für die Fußleiste wird bei Müller Ahornholz verwendet, Strasser verwendet eine Mehrschichtplatte. Die Kopfleiste ist immer aus härteren Holz. Auch die Ausformung der Kammern ist fast bei allen Herstellern unterschiedlich. Manche und frühere italienischen Produkte sind im Bereich der Kopfleiste konisch, österreichische und deutsche Erzeuger hingegen fertigen die Kopfleiste (Rücken) gleich breit über die gesamte Länge. Somit ist die Trennwand bei den Letzteren in Richtung höherer Töne dicker (Keil) oder die Kammern der höheren Töne werden unterschiedlich tief gefräst beziehungsweise ausgefüllt. Müller hat etwas größere Tonöffnungen als Strasser. Die Stimmstöcke sind bei manchen Herstellern wie Müller je nach Einbaureihe etwas mehr schräg gestellt, um mehr Platz für die schwingenden Zungen zu schaffen.

Da der Stimmstock nach den Stimmplatten den größten Anteil an der klanglichen Qualität hat, sind auch dabei wesentliche Unterschiede bei den diversen Herstellern zu erwarten. Grundlegende Unterschiede in der Gestaltung der Stimmstöcke sind nicht vorhanden. Abmessungen und Anordnung der Stimmstöcke sind beinahe bei allen Herstellen gleich. Die Außenabmessungen werden im Wesentlichen von der Anzahl der eingebauten Bassstimmplatten bestimmt.

Bassteil


Bei vierreihigen Instrumenten werden heute meist vier doppelte und vier einfache Helikonstimmplatten eingebaut (38 cm × 20,5 cm). Dies ist die am weitesten verbreitete Bauart. Es gibt aber Auch Sondermodelle von verschieden Herstellen die auch acht und mehr Doppelte Helikonbässe besitzen.

Wird bei gleichen Abmessungen und Bauart ein H-Bass (siehe oben) eingebaut, bedeutet dies aber, dass an einer weiteren Stelle im Gehäuse ein halber Helikonbass eingebaut sein muss. Oder dass ein weiterer doppelter Helikonbass durch zwei einfache Bassplatten ersetzt wird. Nachträglich ist ein derartiger Umbau nicht möglich. Auch das Ersetzen einer doppelten Bassplatte durch zwei einfache ist nicht ohne Kompromisse möglich, da zwei einfache Helikonstimmplatten etwas mehr Platz brauchen als ein doppelter. Daher müssen die verbleibenden drei doppelten Helikonstimmplatten durch etwas schmälere doppelte Helikonbassplatten ersetzt werden.

In manchen Modellen sind auch nur drei doppelte und fünf einfache Helikonplatten eingebaut (36 cm × 20,5 cm).
Strasser baut ein Modell mit vier doppelten und fünf einfachen Helikonstimmplatten (38 cm × 20 cm).

Die strassersche Art des Bassteilaufbaus weicht von der traditionellen steirischen Bauweise ab und besitzt einen flachen Bassboden ohne Abstufung. Jedoch wurde in Klingenthal und Wien diese Ausführung schon immer verwendet. Ältere Strasser-Harmonikas waren aber auch im Bassteilaufbau traditionell steirisch. Die Helikonkammern bei dieser Bauweise sind etwas weniger tief, eine ebene Füllung erleichtert den Einbau der Bassmechanik. Erst durch diese ebene Füllung wird es leichter möglich, einen weiteren einfachen Helikonbass um 90° gedreht an der Vorderkante des Bassgehäuses einzubauen. Dieser Bass funktioniert aber etwas schlechter als die restlichen einfachen Bässe, es bleibt somit ein Kompromiss. Daher ist auch dies nicht wirklich eine wesentliche Verbesserung. Auch bei der traditionellen Bauweise gibt es die Möglichkeit vorne im Bereich der Abstufung bis zu zwei einfache Helikonbässe einzubauen nur ist der Einbau nicht so einfach.

Auch die nachfolgenden Varianten, die von manchen Harmonikabauern angeboten werden, sind zwar in dieser Hinsicht kein Kompromiss, aber führen zu nicht unwesentlich mehr Gewicht der Bassseite.

Bassmechanik

Heute werden fast von allen Harmonikabauern Kunststoffgelenke verwendet. Die meisten sind ähnlich und funktionieren sehr gut. Basstasten sind mit etwas mehr Federdruck auf den Klappen ausgestattet. Dies ist notwendig, da auch die Tonöffnungen einen größeren Querschnitt aufweisen. Die Hebel werden heute aus Edelstahldraht gebogen, da Aluminiumdrähte zu weich wären und zu stark federn würden. Manche Teile werden in der Fertigung mit Pressen vorgebogen, die meisten Teile werden aber auch heute noch beim Einbau mit der Hand zurechtgebogen. Jamnik verwendet eine Konstruktion aus Stahldraht und verdrehfestem Messingrohr, teflon- oder kugelgelagert. Strasser hat auch für diesen Bereich weitgehend eine Vereinfachung in der Montage erzielt. Manche italienischen Produkte waren nicht so leichtgängig und geräuschlos.

Die Tasten sind heute mit Filzführungen ausgeführt. Sind die Klappen aus formgepresstem Weißblech, so sind sie direkt an die Hebel angelötet. Dies ist auch bei fast allen Herstellern gleich. Die Lederdichtungen und der Filz unter den Klappen sind heute auch so dick wie auf der Diskantseite. Öllerer verwendet bei den Luxusmodellen extra Leder auch auf der Gegenseite, wo die Klappen aufliegen. Dies führt zu einer Verminderung der Klappengeräusche. Vollständig können die Geräusche aber weder auf der Diskantseite noch auf der Bassseite vermieden werden. Allgemein sind kurze Hebel problemloser als lange. Sind übermäßige Geräusche wahrnehmbar, sind meist die Lager nicht in Ordnung. Bei neuen Instrumenten sind aber kaum Probleme zu befürchten. O.R.A und viele andere italienische oder slowenische Hersteller kopieren die traditionelle Bauweise fast komplett, oft sieht aber die Mechanik anders aus. Diese Unternehmen orientieren sich stark an einer gekoppelten Mechanik. Diese Mechaniken die gemeinsame Lagerböcke für mehrere Achsen verwenden sind bereits verbreitet. Die in diesen Mechaniken verwendeten Hebel und Achsen sind punktgeschweißt. Alle Längsachsen befinden sich „schwimmend“ in einem gemeinsamen Lagerbock und werden durch Überlager in Position gehalten. Dabei führen relativ viele Achsen über die komplette Länge des Bassteils. Die älteren Ausführungen hatten relativ hohe Reibung der Achsen gegeneinander. Oft bedingt diese Bauweise ein etwas höheres Gewicht als bei herkömmliche Konstruktion. Ein Vorteil dieser Konstruktion ist, wenn viele weit entfernte Tasten gekoppelt werden, oder bei größeren Bausystemen. Manche slowenische Fabrikate wie Ruthar und Rihard verwenden eine dritte Variante der Mechanik die mit stabileren Messinglagern und kräftigen Aluminumhebel aufgebaut ist, die aber vorzugsweise nur in Bassystemen mit maximal sechzehn Knöpfen Verwendung findet.

Bassverdeckte

Die Menge und die Anordnung der Durchbrüche im Verdeck beeinflussen den Klang sehr stark. Die Schalltrichter wirken sich hingegen nur unwesentlich auf den Bassklang aus, sie stellen in erster Line ein dekoratives Element dar. Vergleiche sind aber nur unter gleichen Aufbauten möglich. Beim traditionellen Einbau der Helikonkammern wirkt das Verdeck im hinteren Bereich als Cassotto, die Öffnungen im Verdeck befinden sich bei der traditionellen Bauweise mit Helikonbässen, äußerst selten im hinteren Bereich der Abdeckung. Bei Aufbauten aus dem Hause Strasser, aber auch dem Einbau bei Öllerers Luxusmodellen oder Jamniks Patentmodellen oder anderen abweichenden Basseinbauten ist unbedingt erforderlich, dass das Verdeck auch im hinteren Bereich Durchbrüche aufweist. Klanglich sind daher bei diesen Modellen Unterschiede vorhanden.

Begleit-Stimmplatten und Stimmstock

Die Begleittasten (Bassakkorde) sind normalerweise immer mit vier Stimmplatten (acht Stimmen - vier auf Zug und vier Druck) pro Akkord ausgeführt. Einige Erzeuger wie Alpengold oder Kaiser verwenden aber auch nur drei pro Akkord. Die Zusammensetzung der Töne ist jedoch nicht bei allen Akkorden identisch. Auch bei Instrumenten gleicher Stimmung gibt es je nach Erzeuger Abweichungen. Der Stimmstock ist traditionell in einem Stück und an der Vorderseite senkrecht vor den Bassplatten montiert, jedoch beim Jamnik Patentmodell, Martin Schaider's Eigenentwicklung und Kaiser zweigeteilt und waagrecht oben und unten in Basskasten montiert.

Belegung

Für die erste Basstastenreihe ist die relative Belegung praktisch immer gleich. Für die zweite Basstastenreihe sind jedoch viele Varianten in Verwendung. (Siehe Link Tastenbelegung.)

Die Diskantbelegung ist praktisch immer identisch. Nur manche Tasten am unteren (selten auch am oberen) Ende der Tastatur sind bei manchen Instrumenten mit unterschiedlichen Halbtönen belegt. Oft werden nur eine oder zwei Tasten der ersten Reihe durch Halbtöne ersetzt. Bei Modellen mit 50 Tasten ist pro Reihe am unteren Ende eine Taste mehr vorhanden. (mit „unten“ sind die tiefer klingenden Tasten oben Richtung Kinn gemeint). (Siehe Link Tastenbelegung.)

Stimmung

Unter Stimmung wird immer die Grundtonart pro Reihe verstanden.
Übliche Stimmungen sind: A-D-G-C, G-C-F-B, F-B-Es-As, B-Es-As-Des, ...
Aber Stimmung bezieht sich auch noch auf die verwendete Skala „temperiert“ oder „rein“.

Allgemein ist es üblich, die Drucktöne nicht exakt an der temperierten gleichstufigen Stimmung zu orientieren. Müller und Öllerer bringen gewisse Korrekturen an, Strasser stimmt eher temperiert. Auf das Rein-Stimmen von Instrumenten kann sehr viel Zeit verwendet werden. Je höher die Qualität der Stimmplatten ist, desto genauer kann auch das Instrument gestimmt werden.

Tremolo

Meist wird angeboten, dass das Tremolo nach den Wünschen des Kunden eingestimmt wird. Es gibt aber sehr viele Varianten, pro Ton sind meist drei (seltener zwei) Stimmplattensätze eingebaut, dies nennt man dreichörige oder zweichörige Harmonikas. Ein Satz Stimmplatten wird exakt auf die jeweilige Skala gestimmt. Ein Satz wird etwas nach oben hin in der Tonhöhe verstimmt. Somit ergibt sich ein Schwebungston, der von kaum merklich bis zu sehr aufdringlich gewählt werden kann. Das gilt auch für den dritten Stimmplattensatz, nur wird dieser in der Tonhöhe unter den ersten Stimmplattensatz gelegt. Für Stubenmusik ist meist schwaches Tremolo in Verwendung, für Tanzmusik wird jedoch ein kräftigeres Tremolo bevorzugt, da damit auch die Lautstärke und die Hörbarkeit bei Hintergrundgeräuschen erhöht wird. Zwischen sehr kräftig bis fast keines sind aber viele Zwischenstufen möglich. Einen Standard gibt es praktisch nicht.

Stimmplatten-Qualität


  • „Machina“ ist die niedrigste Qualität am Markt.
  • „Dural Export“ ist die nächsthöhere.
  • „Tipo a mano“ ist die nächsthöhere.
  • „A mano“ ist die höchste Qualitätsstufe, oft auch als „Professionell“ oder anderen Zusätzen bezeichnet.

Allgemein sind diese Bezeichnungen etwas verwirrend, da es keine Normen gibt, betrachte die Gegenüberstellung der drei größten Hersteller von Stimmplatten. Es gibt auch Akkordeonerzeuger, die nicht die vom Erzeuger verwendeten Bezeichnungen angeben, sondern eigene. Die Stimmplattenqualität unterscheidet sich in Bezug auf Fertigungstoleranzen, Dimension und Konstruktion wie auch in der Art der Fertigung. Die beste Qualität ist Handgenietet. Verwirrend sind auch die verschiedenen Tonhöhenbezeichnungen in Deutsch, Englisch oder Italienisch. Je nach Stimmplattengröße gibt es immer eine größere Anzahl von möglichen Tönen, das heißt, dass die meisten Töne auf verschieden Stimmplattengrößen möglich sind. Stimmplattensätze können daher auch unterschiedlich groß ausfallen und sind daher nicht ohne weiteres, ohne Eingriffe in die Stimmstöcke, auf denen die Stimmplatten montiert sind, austauschbar. Die drei wichtigsten Erzeuger von Stimmplatten, die in der steirischen Harmonika verwendet werden, sind die Firmen: VOCI ARMONICHE S.r.l., Cagnoni s.p.a., HARMONIKAS s.r.o.

Güteklasse
Erzeuger VIII VII VI V IV III II I
Aluminumrahmenhärte 70 80 120-150 120-150 120-150 120-150 120-150 160
Antonelli u. Salpa (VOCI ARMONICHE S.r.l.) Tipo c Super Dural Tipo a Mano Avional Tipo a Mano A Mano
Cagnoni s.p.a Economy Line New Commercial Line Export Dural Tipo a Mano Dural extra Tipo a Mano A Mano
HARMONIKAS s.r.o. Klasse IV Klasse III Klasse II, Typo a Mano Klasse I, A Mano

Fertigungsprozess

Fertigungsprozess bzw. Produktionsablauf ähneln sich bei den diversen Erzeugern sehr. Vergleicht man die beiden größeren Erzeuger in Österreich heute, so findet man gewisse Unterschiede. Alle restlichen Betriebe in Europa sind in einer Größenordnung, die unter dem der Unternehmen Müller, Strasser und Öllerer einzuordnen sind. Manche Unternehmen in Italien sind wohl größer, wie zum Beispiel Beltuna. Jedoch erzeugt Beltuna in erster Linie chromatische Instrumente. Die meisten restlichen Betriebe sind auch heute noch kleine Familienbetriebe. Müller und Strasser beschäftigen zurzeit zusammengerechnet etwa 58 Mitarbeiter und produzieren im Jahr zusammengerechnet circa 2200 Instrumente.

Historische Bauweise


Allgemeine Fertigungsmerkmale

Manche Fertigungsmerkmale sind bei modernen Modellen nicht mehr anzutreffen. Abgesehen von äußeren Ausführungsmerkmalen, die stark modebedingt sind, war die Vielfalt bis zum Zweiten Weltkrieg größer. Es gab eine größere Anzahl kleiner Unternehmen, die sehr individuell auf die Wünsche der Kunden eingingen. Manche Diskant- und Bass-Tonbelegungen sind heute nicht mehr anzutreffen. In Aufbau und Konstruktion wurden praktisch alle Möglichkeiten ausprobiert. Spricht man mit erfahren Harmonikabauern, so bekommt man oft die Antwort "alles bereits mal dagewesen", viele Neuerungen, die heute patentiert oder ohne Patent umgesetzt werden, wurden in ähnlicher Form bereits früher verwendet. Die größte Verbreitung fanden früher dreireihige Instrumente, jedoch wurden auch vier- und fünfreihige Instrumente gebaut. Vergleicht man dreireihige Instrumente, die in der Zeit von 1914 bis 1930 gebaut wurden, mit nach 1990 gebauten, so sind die älteren Instrumente meistens etwas kleiner in den Abmessungen. Der Griffstock mit den Diskanttasten war immer schlanker. Der Bassteil klang fast immer weicher. Der Einbau der Helikonstimmplatten variiert im Detail je nach Hersteller etwas, weist jedoch bei den meisten Herstellern bis heute große Übereinstimmungen auf. Die Mehrzahl der Hersteller, ausgenommen der Hersteller aus Sachsen, verwendeten für die meisten Modelle eine Bauweise, bei denen die Basskammern liegend im hinterm Teil eingebaut wurden und die Begleitstimmstöcke vorne in den Balg ragen. Diese Bauweise wird bis heute vorrangig von den meisten Herstellern verwendet. Sperrholz kam noch sehr selten zur Anwendung, fast immer wurden Gehäuseteile aus Fichtenholz mit Intarsien verziert. Die Helikonstimmpltten besaßen praktisch alle heutigen Merkmale. Noch frühere Instrumente unterscheiden sich auch in den Abmessungen der Helikonstimmplatten.

Der verwendete Stahl für die Stimmzungen war etwas weicher. Heutige Stimmplatten sind in den meisten Fällen, wenn Spitzenqualität verwendet wird, genauer und klingen daher obertonreicher. Die Rahmen der Stimmplatten war bereits fast durchgängig aus Aluminium, einzelne historische Instrumente wurden jedoch auch mit Messingrahmen und in vielen Fällen, besonders bei den Begleitern und im Diskant, mit Zinkrahmen gefertigt. Man findet auch Helikonstimmplatten mit Hartholzrahmen. Diese Instrumente wurden während des Zweiten Weltkrieges gefertigt. Der Grund für die Verwendung von Hartholz für die Rahmen war, Metall war während des Zweiten Weltkrieges schwer verfügbar.

Bassklang veränderbar

Die Firma Lubas baute größere Modelle bei denen der Bassteil innen eine zusätzliche Abdeckung über alle Stimmplatten besaß. Die Abdeckung hatte eine Öffnung, die Größe der Öffnung konnte variiert werden. Dies führte zu einem Filtereffekt ähnlich wie das heute mit Diskantverdecken die einen Schieber besitzen, der die Abdeckung mehr oder weniger stark schließt, der Fall ist. Ähnliches war auch bei kleineren deutschen diatonischen Harmonikas manchmal üblich, dabei wurde der Balg in zwei Hälften geteilt und mit einer Trennwand versehen die die beiden Hälften verbindet. Die Trennwand besaß eine Öffnung die mehr oder weniger geschlossen werden konnte.

Tonarten umschaltbar

Das Unternehmen Peter Stachl fertigte bis 1926 nach eigenem Patent etliche drei- und vierreihige umschaltbare Harmonikas. Der Diskant ist bei diesen Modellen mit einem Knopf auf der Griffbrettrückseite umschaltbar von beispielsweise G-C-F auf B-Es-As, und zwar sind die Stimmstöcke verschiebbar. Die Bassknöpfe sind bei manchen Modellen in drei Reihen angeordnet. Die Instrumente sind nur unwesentlich schwerer als gleichwertige nicht umschaltbare Harmonikas, sie waren zu ihrer Zeit sehr gefragt, das Unternehmen kam mit der Produktion nicht nach.

Sonstiges

Eine optimale Stimmenqualität ist auch für Anfänger wichtig. Eine dreichörige Ausführung ist hingegen nicht notwendig, sofern man nicht mehr Lautstärke wünscht. Einige Unternehmen bieten Lerninstrumente mit kleineren Abmessungen an. Diese Instrumente besitzen aber meist keine normalen Helikonbässe.

Ein Standard-Instrument ist für den Anfänger in jedem Fall vorzuziehen. Gehäuse mit 36 cm Höhe sind ein guter Kompromiss. Man muss aber bedenken, dass diese Instrumente nur drei doppelte Helikonstimmplatten haben, die restlichen sind einfache Helikonstimmplatten. Da in der inneren Bass-Reihe aber eher weniger gespielt wird, ist auch dies ein vertretbarer Kompromiss.

Gelehrt wird die Steirische Harmonika heute meist nach dem Griffschriftsystem.

Harmonika Hersteller

Eine Liste aller Harmonikahersteller findet ihr hier: Harmonikahersteller.